„This album will be for me and no one else“

Lola Young liefert mit This wasn't meant for you anyway ein Album voller ehrlicher Lyrics und einem einzigartig Sound. Von persönlichen Kämpfen und toxischen Beziehungen – die südlondoner Sängerin nimmt kein Blatt vor den Mund.

© Universal Music, Lola Young 2024

Piercings, Vokuhila, südlondoner Akzent und kratzige Stimme – spätestens seit Don’t hate me ist Lola Young international auf dem Radar. Der Song über ihre Ex-Beziehung ging letztes Jahr auf TikTok viral und inspirierte mit ehrlichen Lyrics und einem authentischen selfmade Musikvideo. Ihr neues Album This wasn’t meant for you anyway hat die 23-jährige Sängerin als ihr „first born child“ angekündigt und kürzlich am 21. Juni released.

Anderer Vibe und origineller Sound

Young wurde 2001 in London geboren und hat dort dieselbe weiterführende Schule wie die Sängerinnen Jessi J und Amy Winehouse besucht. Mit letzterer sowie auch Adele wurde Young bereits mehrmals verglichen. Ihr neustes Album präsentiert jedoch einen ganz anderen Vibe und lässt mit originellem Sound wenig Raum für Vergleiche.

© Universal Music, Artwork "This Wasn't Meant For You Anyway" (2024)

Lyrisch behandelt die Platte das Thema Liebe und Konflikte – nicht nur zwischen Young und ihren Expartnern. Es geht vor allem auch um Herausforderungen der eigenen Gefühlswelt. Kämpfe – die sich im Inneren der Sängerin zutragen. „Die ganze Platte handelt von der Liebe, die mit einem Kampf beginnt und in Selbstentdeckung und Selbstliebe endet. Und die Erkenntnis, dass ich mich nicht in einem anderen Menschen wiederfinden muss“, erklärt Young gegenüber Universal Music.

Liebe, Wut, Sex, Eifersucht

Ja, wir kennen alle 856 Songs über Liebe und den Rest, aber Lola Young nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie ist frech, ehrlich, witzig und schafft es, die Hörenden hinter verschlossene Türen mitzunehmen. In dem Song Conceited geht es um ihren eingebildeten Ex und wie sie selbst mit dieser toxischen Beziehung spielt: „It’s fun playing with a man’s mind for once“. Ihr Gesang zu Beginn ist abrupt, fast gesprochen und baut sich schließlich zu einem rockigen Höhepunkt auf.

Auch Wish you were dead handelt von ihrem Verflossenen. Der Song vereint spielerische Vocals mit emotionalen, teils derben Lyrics: „Until I throw a punch, you call me a cunt, and that tips me over the edge“. Youngs rauchige Stimme, exzentrische E-Gitarren Solos und schmissiger Beat machen den Track zu einem echten Ohrwurm. Typisch für die Sängerin sind die Switches zwischen sanften, fast gesprochenen Strophen und leidenschaftlichem, lauten Chorus. Ihr charakteristischer südlondoner Akzent ist in allen Songs präsent und untermalt die authentischen Texte mit markant britischer Tonalität, wie man es von Lily Allen und Adeles Interviews kennt.

In Messy singt die Londonerin übers nicht genug sein für jemanden. Darüber sich zu verbiegen in alle Richtungen und trotzdem nicht geliebt zu werden: „And I'm too perfect 'til I open my big mouth, I want to be me, is that not allowed? / A thousand people I could be for you, and you hate the fucking lot“. Young schafft es, dieses Gefühl in einen Song zu verpacken, der einen melancholisch und trotzdem empowered zurücklässt.

Intim und ungeschönt

Zwei Songs auf dem Album gehen besonders unter die Haut. Schon in You noticed thematisiert die Sängerin ihre mentalen Probleme, unter anderem die Schwierigkeit, sich lebendig zu fühlen. Gleichzeitig geht es darum, welche Rolle ihr Gegenüber dabei spielt: „You said you loved my body in every form and every way, and I never forget that because I hated it that day“.

Den letzten Song widmet Young schließlich nur sich selbst – und ihren Intrusive Thoughts: „I’ve got intrusive thoughts, maybe I’m wired all strange“. Auf Social Media geht sie offen mit ihrer diagnostizierten schizoaffektiven Störung um. Eine psychische Erkrankung, die sie im Alltag begleitet und mit teils verstörenden Gedanken kämpfen lässt. Nichtsdestotrotz verdeutlicht der Song, wie sich die junge Sängerin mit ihrer Krankheit abfindet. Sie schließt Frieden mit ihren Gedanken und beendet das Album versöhnlich.

Für sie und niemanden sonst

Im Outro des Albums hört man einen intimen Monolog der Sängerin über das Album, ihre Liebe zur Musik, aber auch zu sich selbst. Durch ihre heisere, fast schon flüsternde Stimme fühlt man buchstäblich die Emotionen, die Young in dem Album verarbeitet. Zum Schluss sagt sie: „This album will be for me and no one else“.

Das perfekte Album, um zu weinen, um wütend zu sein, um sich empowered zu fühlen, aber auch einfach, um im Auto auf voller Lautstärke mitzusingen. Nächstes Jahr im Februar spielt Lola Young im Huxleys in Berlin. Zum Abschluss in Youngs Worten: „Wenn ihr das Album nicht versteht oder es euch nicht gefällt – this wasn’t meant for you anyway.“

Quellen:

Universal Music Group: Lola Young Biografie

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